Anarchistische Grundsätze

 

Keiner hat das Recht, Menschen zu regier’n.“ – Rio Reiser/Ton Steine Scherben      

Die beiden zentralen anarchistischen Grundsätze sind Gleichberechtigung und Selbstbestimmung.

Darauf aufbauend organisieren wir uns in unserer Gruppe mit Absprachen auf Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit, denn Anarchismus ist Ordnung ohne Zwang. Aufbauend auf unseren Bedürfnissen und mit Respekt gegenüber den Bedürfnissen der uns umgebenden Lebewesen schaffen wir ein Miteinander, dass uns allen die größtmögliche Entfaltung und Entwicklung ermöglicht.

Wichtig ist es, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen, diese zu artikulieren, zu kommunizieren und Vertrauen zu einander zu haben. Das Vertrauen darauf, dass unsere Bedürfnisse ernst genommen werden, aber auch das Vertrauen in den Weg der anderen. Dass gerade aus unterschiedlichen Vorstellungen und Herangehensweisen und deren Zusammenspiel die Vielfalt entsteht und damit auch das schöpferische Chaos. Die Grundlage um den eigenen Horizont zu erweitern und das Leben in all seiner Pracht zu entdecken.

Dafür muss mensch oft über seinen eigenen Schatten springen und lernen los zulassen und vor allem reden, reden, reden und zwar wenn möglich gewaltfrei. Es ist ein Prozess, immer wieder mühselig aber dafür nachhaltig, manchmal frustrierend aber dafür aufschlussreich, oft mit viel Spaß und Ärgernissen. Es ist der Weg in unsere selbst gewählte Zukunft, der Weg um antrainierte Verhaltensweisen zu hinterfragen und die hinderlichen loszuwerden, der Weg zu einem guten, zufriedenen Leben in Gemeinschaft.

Der Mensch ist ein soziales Tier und unserer Meinung nach sind die anarchistischen Grundsätze der beste Garant für ein friedliches und reichhaltiges Miteinander.

Gesellschaftlich betrachtet ist der Anarchismus die Utopie des bestmöglichen Zusammenlebens aller Lebewesen, jeweils nach der Definition aller Beteiligten. Verwirklicht mit dezentralen, föderalistischen Strukturen. Es geht darum die Entscheidungsmacht so zu verteilen, dass die keinen mächtig macht. Wenn hier von Macht geschrieben wird, dann geht es nicht um die Macht etwas zu machen oder die Macht etwas mit jemanden zu machen, sondern um die Macht über andere Lebewesen. Es geht darum, dass Strukturen entstehen die es allen Beteiligten ermöglichen an Entscheidungen mitzuwirken, dass es ein Organisationsmuster gibt, das auf Selbstverwaltung aufbaut. Gruppen schließen sich mit anderen Gruppen zusammen, um Fragen und Umsetzung von Erfordernissen des Alltags zu regeln. Manche betreffen nur wenige Menschen, wie die Betreuung der Kinder der Nachbarschaft, manche betreffen viele Menschen, wie die Versorgung mit Energie für eine ganze Region. Für eine effektivere Umsetzung können Delegierte bestimmt werden, Jedoch wird nicht Macht delegiert, sondern die Ausführung eines Beschlusses einer Gruppe.

Ich regele mit meinen Mitbewohnis/Familie die Gestaltung der Küche, mit meinen Nachbar*Innen das nächste Dorf-/Kiezfest und mit den Menschen der Region den öffentlichen Nahverkehr. Diese Beispiele dienen der Skizzierung unserer Idee.

Vielleicht habt ihr jetzt ein besseres Verständnis davon, warum wir uns entschieden haben nach anarchistischen Grundsätzen zu leben – und für manche*n ist es sogar der erste Eindruck davon, was Anarchie nun wirklich ist.

Denn Chaos, Gewalt, brennende Mülltonnen, Plünderungen, Bürgerkrieg etc., Schlagworte, die sich bei vielen Menschen auch durch mediale Berichterstattung in den Kopf gebrannt haben, ist NICHT Anarchie sondern Anomie.

Das System, in dem wir jetzt leben, führt in den Untergang. Wir alle sind dafür verantwortlich. Wir müssen neue Versuche starten, um Institutionen zu schaffen die eine wahre Gemeinschaft und Gesellschaft der Menschen sind – nach bestem Wissen und Gewissen.

Anarchistische Grundsätze

Um die unterschiedlichen anarchistischen Strömungen, Abhandlungen und Theorien in Gänze zusammenzufassen ist hier nicht der Platz und der Raum. Es erfolgen hier aber noch einzelne verkürzte Sichtweisen unserer Mitbewohnis auf  die Notwendigkeit einer befreiten Welt.

Die Demokratie (-kratie = Gewalt, Macht, Herrschaft) darf nur ein winziger richtungsweisender Schritt hin zu wirklicher Partizipation und Mitbestimmung, keineswegs aber die Endstation sein darf.

Die Herrschenden haben ihre Macht über die Jahrtausende soweit zentralisiert, dass ein grausames System entstanden ist. Maßgeschneidert für Lobbyismus, Kapitalinteressen, Nationalismus und Ausbeutung.
Diese zähen Nationalstaatenkonstrukte haben die Chancen längst verspielt, den Bürger*innen zu zeigen, dass sie es ernst meinen, was sie predigen.
Kommunalpolitiker*innen sind meist die Hände gebunden, unfähig dezentral zu handeln auf die sozialen und regional unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen eingehen können.
Kleine Krümel in Form von Zugeständnissen, kleinen Gestzesänderungen oder längst überfälligen Veränderungen werden hier und da mal vor die Füße geworfen, der Kuchen bleibt aber fest in den Händen der Herrschenden.

Globale Probleme wie der Klimawandel, Umweltzerstörung oder Hungersnöte werden von diesem System weder gelöst noch verbessert werden. Das ist systematisch ausgeschlossen.
Daher brauch es ein radikales Umdenken auf dezentralere Strukturen. Aufgebaut auf viele kleine Graswurzelbewegungen welche diese Aufgaben regional übernehmen und angehen können. Denke global, handle lokal.

Wir sind uns unseren Privilegien durchaus bewusst, diese freie Meinung äußern zu dürfen!

Denn viele Menschen auf der Erde, auch in Deutschland, werden und wurden für ihre freie Meinungsäußerung und ihre Kämpfe für ein selbstbestimmtes Leben von autoritären Staaten mit harten repressiven Maßnahmen bestraft, gefoltert oder getötet.
Wir wollen diesen Menschen an dieser Stelle kurz gedenken und ihnen für ihren Einsatz für eine gerechtere und freiere Welt danken!

Eine gute Arte Dokumentation als Empfehlung:
Kein Gott, kein Herr! Eine kleine Geschichte der Anarchie (2 Teile)
Leider nur bei Youtube auffindbar.